In der Fabrik der Künste treffen sich vier Künstler zu einem ungewöhnlichen melancholischen Miteinander.
Freunde auch über den Tod hinaus. Denn in der Ausstellung von Camilla und Valerio Adami, Eduardo Arroyo und Bruno Bruni wird deutlich: Hier hängen Bilder von Menschen, die sich in ihrer Arbeit nicht nur begegneten, nein, sie haben sich gegenseitig gefordert, gefördert und geformt. Auch wenn Eduardo Arroyo vor drei Jahren gestorben ist – in ihrer gemeinsamen Geschichte lebt er weiter.
Arroyo ist der Kern der Kunst-Kumpels. Die vier waren knapp waren knapp über 20Jahre alt, als sie sich in Italien trafen. Hier entstand zu Beginn der 1960er Jahre eine unzerstörbare Freundschaft. Arroyo war der Dreh- und Angelpunkt, um den herum diese Beziehung aufgebaut wurde. Ein Beispiel dafür sind die einzigartigen „Ehen“, die er 1998 organisierte: Damals bat er 20Künstler, mit denen er befreundet war, „Paare“ zu schaffen: Ein Werk von seiner Hand in Verbindung mit dem eines anderen Malers. Bruno Bruni, Camilla und Valerio Adami hatten zwangsläufig einen Platz in der Paarung. Als Antwort auf ihren Freundzeichneten sie: Das Buntstiftportrait einer Katze, die Camilla einen beunruhigenden Blick zugeworfen hatte, wurde mit einem rätselhaften Vanitas-Aquarell kombiniert. Bruno Bruni hat ein zartes Frauenportrait in schwarzem Bleistift mit dem Titel „Transylvania Express“ mit einem italienischen Bahnhofsvorsteher in Aquarell vermählt.
Es gab aber auch einige Duette, in denen etwa Arroyo und Bruni ihre Unterschiede kombinierten: Gemeinsam angefertigte Lithographien, eine Ausstellung von papierarbeiten mit dem Stierkampftitel „Mano a mano“. Mit einem Sinn für Humor und einem exquisiten Hauch von Surrealismus, stellten die beiden Maler ihre jeweiligen Werke gegenüber.
Der Boxsport interessierte sie alle. Arroyo erinnerte sich gerne daran, dass Valerio in Mailand eine Ausstellung organisiert hatte, bei der ein Ring die Mitte des Raumes einnahm. Es gibt alle möglichen Erinnerungen, die nicht an den Wänden oder in den Katalogen stehen, sondern im Herzen jedes jeder Einzelnen lagern. Die Künstler erkunden die figurative Malerei und bewahren dabei das Geheimnisvolle, das jeder der Welten innewohnt.
Historisch gesehen gehören Valerio Adami und Eduardo Arroyo zu der Bewegung der Figuration Narrative, die die Pariser Kunstszene aufgerüttelt und internationale Bedeutung erlangt hat.
Camilla Adami, die sich seit Jahren der Zeichnung verschrieben hat, bevorzugt große Formate, weil sie die Geste braucht, um ihre Serien zu malen. Durch die subtilen Mittel, die sie verwendet, scheint sie mit ihrer Malerei eins zu sein, der sie Wärme und Gewicht verleiht. Bruno Bruni, der Poet des Trompe-l´oeil, malt mit akribischer Beharrlichkeit das Rätsel, das sich in jedem Bild wellenförmig ausbreitet und dann aufbricht. Die farbigen, flächigen Töne von Valerio Adami, die von schwarz umgeben sind, stellen immer einen komplexen Vorschlag dar, der den Geist in Bewegung setzt. Eduardo Arroyo präsentiert uns Geschichten in einer polysemischen Figuration, die manchmal unsere direkte Wahrnehmung verwischt; es liegt an uns, die Geschichte zu rekonstruieren.
Und über alle dem – die Freundschaft, das Mit- und Beieinander, auch das gemeinsame Gelingen von Gegensätzlichem
Text: Fabienne Di Rocco; Andreas Kuhnt
Bild: Valerio Adami, “Tobia e il Cane”, Öl auf Leinwand, 2018